Die italienischen Behörden haben am Samstag ein Rettungsboot für Migranten festgenommen und beschlagnahmt. Das Boot mit dem Namen Louise Michel gehört einer deutschen Hilfsorganisation. Am Freitag beschlagnahmte Italien auch ein Rettungsboot von Ärzte ohne Grenzen (MSF).
Die rechtsgerichtete Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni will die Zahl der in Italien ankommenden Asylbewerber eindämmen. Zu diesem Zweck hat sie unter anderem ein Gesetz verabschiedet, das Rettungsschiffe dazu zwingt, jeweils nur eine Rettungsaktion durchzuführen. Danach müssen sie in einen von den Behörden bestimmten Hafen zurückkehren.
Die italienische Küstenwache hatte die Louise Michel angewiesen, im Hafen von Trapani anzulegen, was jedoch nicht befolgt wurde. Das Boot hatte in libyschen Gewässern eine Rettungsaktion durchgeführt und sich dann auf die Suche nach drei weiteren Migrantenbooten gemacht. Daraufhin beschlagnahmte die Küstenwache das Boot.
Die Louise Michel sitzt nun im Hafen der Insel Lampedusa fest. „Wir wissen, dass derzeit Dutzende von Booten vor Lampedusa in Seenot sind, aber wir können nicht helfen“, schrieb die Hilfsorganisation auf Twitter. „Das ist inakzeptabel!“
Nach Ansicht der italienischen Regierung ermutigt der Einsatz von Rettungsschiffen die Migranten zur Überfahrt. Kritiker widersprechen dem und sagen, dass diese Schiffe nur einen kleinen Prozentsatz der Menschen aufnehmen, die versuchen, über Italiens Küsten in die EU zu gelangen.
Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation, eine Einrichtung der Vereinten Nationen, schätzt, dass bis 2022 mehr als 1.400 Menschen im Mittelmeer verschwunden sein werden.