Antibiotika sind gerade heute ein viel diskutiertes Thema. Fraglos haben diese Medikamente im letzten Jahrhundert Millionen Leben gerettet. Gleichzeitig führt der massenhafte Einsatz in Landwirtschaft und Medizin jedoch zunehmend zur Entwicklung gefährlicher Resistenzen. Doch wie genau wirken Antibiotika eigentlich?
Gegen welche Keime sind Antibiotika wirksam?
Antibiotika können nicht gegen jede Infektion verschrieben werden. Ein Einsatz beispielsweise gegen Grippe oder Fußpilz wäre nutzlos. Denn die Präparate können ihre Wirksamkeit ausschließlich im Kampf gegen Bakterien entfalten – Viren und Pilze sind gänzlich anders aufgebaut und daher unempfindlich gegen die Medikamente. Diese Spezifität ist insofern wichtig, als dass die Zellen tierischer und menschlicher Patienten unbeschadet bleiben müssen. Aus diesem Grund beruht der Effekt eines Antibiotikums auf den Unterschieden, die zwischen den verschiedenen Zellen bestehen.
Angesetzt wird bei bestimmten Eigenschaften, die nur Bakterien, manchmal sogar nur bestimmte Bakteriengruppen aufweisen. Das kann zum Beispiel ein spezieller Ablauf während der Zellteilung oder ein nur von Bakterien genutztes Protein sein, dessen Synthese blockiert wird. So ist sichergestellt, dass Antibiotika nicht schädlich für Menschen sind. Die bekanntesten Nebenwirkungen, Darmprobleme und Durchfall, entstehen daher auch aufgrund des negativen Einflusses auf die Bakterienflora des Darms. Allerdings nimmt diese bei einmaligem beziehungsweise seltenem Einsatz normalerweise keinen langfristigen oder gravierenden Schaden. Wer jedoch sichergehen will, kann im Anschluss an eine Behandlung abgestimmte Milchsäurebakterien in Pulver- oder Tablettenform zu sich nehmen, um die Regeneration seiner natürlichen Darmflora zu unterstützen.
Bakteriostatisch, bakterizid, bakteriolytisch?
Diese drei Wörter treten oft im Zusammenhang mit einem Antibiotikum auf, denn sie sind entscheidend für die unterschiedlichen Wirkweisen der verschiedenen Präparate.
Bakteriostatische Antibiotika hemmen lediglich die weitere Vermehrung der Keime, Ruhestadien sind jedoch nicht betroffen. Diese werden durch das Immunsystem des Körpers bekämpft. Präparate dieser Art kommen eher selten zum Einsatz, häufig bei ansonsten resistenten Keime.
Bakterizide Medikamente töten Bakterien gezielt ab, anstatt lediglich das Wachstum zu verhindern. Deshalb wirken sie normalerweise sehr schnell. Das prominenteste Beispiel sind Penicilline. Bakteriolytische Antibiotika sind eine Untergruppe – sie wirken durch Lyse, also durch Auflösung der Zellwände.
Warum muss ein Antibiotikum bis zu Ende genommen werden?
Nahezu jeder hört beim Verschreiben eines Antibiotikums, dass er dieses nehmen muss, bis die Packung vollständig geleert ist, also sieben bis zehn Tage. Das erscheint einigen Patienten seltsam, insbesondere wenn sie sich nach drei oder vier Tagen bereits besser fühlen. Doch für die Anweisung gibt es einen guten und wichtigen Grund: Bereits kurz nach der Anwendung ist der überwiegende Teil der Bakterien abgetötet. Die Symptome gehen zurück, der Patient ist nicht mehr ansteckend und fühlt sich gesund. Allerdings sind noch nicht alle Bakterien vernichtet – übrig bleiben die, deren Toleranz gegenüber dem gewählten Antibiotikum etwas höher ist.
Wird die Einnahme fortgesetzt, sterben auch diese normalerweise ab. Wird sie hingegen beendet, vermehren sich diese Bakterien und lösen die Erkrankung erneut aus. Dasselbe Antibiotikum, oft sogar alle aus der jeweiligen Reihe, zeigt nun unter Umständen nur noch mangelhafte Wirkung, denn es sind resistente Stämme entstanden (MRSA). Deshalb ist es entscheidend für eine sichere Behandlung, dass ein Antibiotikum bis zum Ende genommen wird – eine Ausnahme gilt nur beim Auftreten ernsthafter Nebenwirkungen.