Cem Özdemir, Claudia Roth und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN drohen wegen eines kritischen Meinungsbeitrages der «Deutsch Türkischen Zeitung (DTZ)» mit juristischen Konsequenzen. Wenn die Veröffentlichung und Verbreitung der Überschrift und des Titelbildes nicht unterlassen werde, sei eine von Özdemir und Roth zu bestimmende Vertragsstrafe zu erwarten, die «ggf. vom zuständigen Landgericht zu überprüfen» sei, so der Rechtsanwalt von der Vize-Bundestagspräsidentin Claudia Roth und Grünen-Chef Cem Özdemir.
«Ich konnte kaum meinen Augen trauen, als ich die Namen und die Vorwürfe las», beschreibt Avni Bilgin, Inhaber des Online-Nachrichtenportals «Deutsch Türkische Zeitung» seine Fassungslosigkeit. «Roth und Özdemir, die tagtäglich Meinungsfreiheit in der Türkei predigen, hetzten, wegen eines kritischen Berichtes, ein Berliner Anwaltsbüro auf ein Nachrichtenportal».
Wie die «DTZ» berichtet, handelt es sich konkret um einen politischen Kommentar von Avni Bilgin, in dem er unter anderem die Grünen Cem Özdemir und Claudia Roth wegen der Wahlkampfunterstützung der HDP kritisierte und ihnen in diesem Zusammenhang eine moralische Mitverantwortung für die Terroropfer in der Türkei attestierte.
Laut Schreiben des Rechtsanwaltes, trage die Überschrift «Özdemir und Roth tragen Mitschuld für Tod von türkischen Terroropfern!» nicht mal «im Ansatz» die Begründung in dem Kommentar. Es sei eine schwere «Persönlichkeitsrechtsverletzung». Auch die Bildkollage sei rechtswidrig, weil es keinen Zusammenhang zwischen der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und dem Anschlag (Grünen-Logo auf Anschlagsort in Suruç) gebe. Deshalb sei die Veröffentlichung und Verbreitung zu unterlassen.
«Ganz im Gegenteil», widersprach Avni Bilgin. Die Überschrift und das Bild trügen «exakt» die Begründung im Kommentar. Dass die Grünen Spitzenpolitiker den Zusammenhang «nicht verstehen wollen», könne er recht gut nachvollziehen, aber ihm fehle jedes Verständnis dafür, dass Özdemir und Roth zu deren täglich Brot die alltägliche Kritik an der angeblich fehlenden Meinungsfreiheit in der Türkei gehört, mit solchen aggressiven Methoden kritische Autoren und Nachrichtenportale in Deutschland mundtot machen wollen.
«Wer Präsident Erdoğan, der gegen Beleidigungen rechtlich vorgeht, kritisiert, selbst jedoch bei kleinster Kritik, zur Justizkeule greift hat für mich keine Glaubwürdigkeit mehr». Es sei der erste juristische Drohbrief in der knapp 2-jährigen Geschichte der «Deutsch Türkischen Zeitung». «Und dies ausgerechnet durch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Cem Özdemir und Claudia Roth. Diese Doppelmoral stinkt bis in den Himmel», betont Bilgin verärgert.
Dennoch habe er den Drohungen der Vize-Bundestagspräsidentin Claudia Roth und des Grünen-Chefs nachgegeben, um einen mühseligen Rechtsstreit zu vermeiden, erklärte Bilgin weiter. Die Überschrift heiße nicht mehr «Özdemir und Roth tragen Mitschuld für Tod von türkischen Terroropfern!», sondern «Tragen Özdemir und Roth Mitschuld für Tod von türkischen Terroropfern?» «Eine Frage, die nun die Leser beantworten sollten», so Bilgin.
Die HDP ist der politische Arm der PKK, die sich vergangene Woche für Mordanschläge auf türkische Polizeibeamte bekannte. Bilgin schrieb in seinem Kommentar: «Grüne und Linke Politiker wie Cem Özdemir oder Claudia Roth, die Tausende Kilometer entfernt, weiterhin politisch die Werbetrommel für eine Terrorpartei führen, müssen sich besonders heute darüber im Klaren sein, dass sie für jedes türkische Terroropfer moralisch mitverantwortlich sind.»
«Dabei spielt es keine Rolle ob unschuldige Menschen durch einen importierten Kampf zwischen PKK und dem IS in Suruç sterben, oder Sicherheitskräfte durch den PKK-Terror», führte Bilgin in seinem Kommentar fort und richtet den Blick im Besonderen auf den IS-Selbstmordanschlag in der türkischen Grenzstadt Suruc mit 32 türkischen Opfern und macht darauf aufmerksam, dass die Terrororganisation PKK ihre Auseinandersetzung in Nordsyrien mit der Terrormiliz-IS in die Türkei hineingetragen hat.
Bilgin verdeutlichte damit, dass die GRÜNEN, Özdemir und Roth mit ihrer Haltung nicht nur die moralische Verantwortung für die Opfer des PKK-Terrors, sondern auch für die zivilen Opfer des von der PKK hereingetragen IS-Terrors trügen. Eine der türkischen Sicherheitsstrategie, keine von beiden Terrorgruppen auf türkischem Territorium zu dulden, entgegengesetzte Positionierung könne zu weiteren Terroranschlägen und dem Tod türkischer Bürger beitragen, so Bilgin.